Logo Borgward-Presseabteilung
Logo Borgward
Logo Borgward
Logo Borgward

Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

Szenen einer Ausgrabung

Schleswig-holsteinische Provinz, im November 2013 – Innerlich schlug ich nach Beendigung des Telefonats mit meinem Freund Klaus die Hände über dem Kopf zusammen. Auch ich hatte vor etwa vier Wochen einen Anruf erhalten, dass im Landesteil Schleswig in einer Scheune ein Goliath 1100 Combi stände, der einen neuen Besitzer suchte. Zumindest vom Hörensagen kannte ich den Wagen, keine Einzelheiten, aber genug, um zu wissen, dass man davon besser die Finger lassen sollte. Zu teuer, viel zu viel Arbeit und einige Fehlteile. Also nichts für jemanden wie mich, der mit zwei linken Händen auf die Welt gekommen ist. Daher hatte ich es für mich persönlich abgehakt, den seltenen Kombi zu kaufen. Dass mein guter Freund Klaus darüber natürlich ganz anders dachte, war fast klar. Auch er war von dem Besitzer angerufen worden, hatte unseren Kollegen Thomas heiß gemacht, einen Trailer organisiert und gleich einen Termin für die Abholung festgelegt.

Zehn Tage später rumpelt also eines dieser flachgelutschten modernen Fahrzeuge mit vier Ringen auf dem Kühlergrill samt Trailer auf den Parkplatz bei der Autobahnausfahrt Hamburg-Othmarschen, um mich abzuholen. Klaus, Thomas und ich machen uns auf den Weg in Richtung Norden, um uns den Goliath anzusehen. Die nächsten anderthalb Stunden Fahrt vergehen wie im Fluge, denn wir verlieren uns in Spekulationen über Zustand, Teile und Preis des Wagens.

Das Ziel ist erreicht, und als wäre es eine Vorahnung, verdunkelt sich der Himmel, es fängt an zu regnen. Flaches Land, nasse Straßen, hier und da ein Gebäude – das nördlichste Bundesland hat wahrlich schönere Ecken zu bieten als diese, aber darum geht es natürlich heute nicht. Schrott, Container und Autoteile, soweit das Auge reicht. Das Haus, welches sich dahinter verbirgt, ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen und wirkt auf den zweiten Blick verwahrlost.

Ein freundliches „Moin“ und schon schreiten wir mit Gerd, dem Besitzer des Kombis, in den Anbau, einen ehemaligen Stall. Zwischen Gerümpel, Autoteilen und noch mehr Gerümpel steht dann auch der Goliath. Au weia! Bilder sagen mehr als tausende Worte. Aber immerhin: Der Motor lässt sich drehen, keine gravierenden Durchrostungen, Teile gesichtet – also nimmt das Unheil seinen Lauf. Eine Stunde später erblickt der Kombi nach über 18 Jahren Standzeit in der Scheune das düstere Licht eines Spätherbstes des Jahres 2013.

Der Goliath wird auf dem Anhänger gesichert, die brauchbaren Teile von mindestens zwei weiteren Fahrzeugen sind verstaut. So muss sich Heinrich Schliemann in Troja gefühlt haben.

Wir drei sitzen im beheizten Audi auf dem Weg zum nächsten Imbiss und freuen uns. Der Goliath zockelt auf dem Trailer hinter uns her. Was bedeutet schon Geld? AD

Goliath 1100 Combi geborgen

Goliath 1100 Combi geborgen

Goliath 1100 Combi geborgen

Goliath 1100 Combi geborgen

Fotos: André Demin