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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 43

Villa Diodoro

Villa Diodoro

Alles, was auf der Rückseite des Fotos steht, ist: 1,–. Wie viele Bilderfunde stammt es aus der Flohmarkt-Grabbelkiste. Nach dem Tod der Borgward-Besitzer gab es wohl niemanden, der ihren Nachlass bewahren wollte. Dabei erzählt das Foto die Geschichte einer Traumreise, zumindest für die Zeit um 1950.

Das Werbeschild im Hintergrund ist ein eher seltener Glücksfall, denn es verrät das Reiseziel: Taormina an der Ostküste Siziliens. Die Villa Diodora gibt es dort noch heute, es ist ein Vier-Sterne-Haus mit Blick zum nahen Ätna. Preis und Lage passen für ein Paar im Borgward Hansa 1500, der damals mit 7600 D-Mark Neupreis ein Auto für Spitzenverdiener ist.

Und das Kennzeichen verrät, wo ihre Reise begonnen hat: KB steht in den Jahren 1948 bis 1956 für Kommandatura Berlin. Fast 2500 Kilometer hat der helle Hansa 1500 also zurückgelegt. Die Routenplaner des Jahres 2015 errechnen dafür 25 Stunden Fahrtzeit, doch zu Beginn der 50er Jahre ist der Weg beschwerlicher: Erst führt er über die Transitautobahn, später über Alpenpässe statt durch Tunnel, dazwischen immer wieder über Landstraßen. Zollkontrollen kosten Zeit, beim Tanken müssen Benzingutscheine vorgelegt werden. Der Borgward läuft 120, aber so schnell fahren die Reisenden aus Berlin sicherlich nur selten. Wie lange sind sie wohl unterwegs, um in Taormina den ersten Cinzano zu trinken – drei Tage, vier oder fünf?

Die Deutschen, die das noch wissen, werden immer weniger: Nur etwa 500 000 Deutsche reisen 1952 nach Italien. Zehn Jahre später sind es schon mehr als sechs Millionen. Die Grabbelkisten der Flohmärkte sind noch immer gut gefüllt. CST

 

Foto: Archiv Christian Steiger