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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 39

Borgward Isabella de Luxe Cabriolet: Besuch der alten Dame

Besuch der alten Dame

Es waren mitunter sehr spezielle Menschen, die der Marke Borgward in den frühen 80er-Jahren die Treue hielten. Manche davon bleiben unvergessen, auch wenn sie nie der Oldtimer-Szene angehörten. Meist hatten sie einfach wenig Lust verspürt, sich ein neues Auto zu kaufen. Die Form und der spezielle Charakter ihres Borgward lagen ihnen einfach, keine Umweltzone bremste sie, und verwunderlich fanden sie höchstens die vielen jungen Leute, die ihnen ihr Auto abkaufen wollten. Zu ihnen gehörte noch 1985 die Arztwitwe Elisabeth K. aus der pfälzischen Kleinstadt L., die niemals nur von ihrer Isabella sprach oder schrieb, sondern stets nur von „meinem zärtlich geliebten Isabellchen“.

Frau K. – in L. war sie natürlich „die Fraa Dokder“ – besaß nicht irgendeine Isabella, sondern ein Auto, das schon damals den Speichelfluss der Borgward-Fans anregte: ein elfenbeinfarbenes Isabella de luxe Cabriolet mit Hansamatic-Getriebe. Doch nur wenige Insider wussten außerhalb der Kleinstadt L. von diesem Auto. Seit 1960 war es keine 50 000 Kilometer unterwegs gewesen. Und das Herzeigen auf irgendwelchen Veranstaltungen fand die alte Dame völlig deplatziert. Es gab nur eine Ausnahme, festgehalten auf zwei unterbelichteten Fotos. Frau K. besuchte mit ihrem Isabellchen ein kleines Oldtimertreffen bei Speyer am Rhein. Sie trug ein Kostüm mit Schleierhut, dazu Handschuhe, Goldschmuck und perfektes Make-up. Und sie ließ ihr Auto keine Sekunde lang aus den Augen. Nach einer Stunde war sie wieder verschwunden, eine unwirkliche Erscheinung wie aus einem Kinofilm der Fünfziger.

Ich war noch nicht ganz 18, als ich Frau K. neben ihrem Cabriolet fotografierte. Durch Zufall hatte ich von ihr gehört, der Vater einer Freundin stammte aus L. und wusste vom Borgward-Cabriolet in der Arztgarage. Doch weder Frau K. noch ihre Isabella habe ich wiedergesehen. Zwei-, dreimal habe ich noch mit Frau K. telefoniert, da klagte sie über ihre schwächelnde Gesundheit und wünschte sich, ab und an in der Isabella ausgefahren zu werden. Da hatte ich gerade den Führerschein und erste Fahr-Erfahrungen mit meiner Arabella, aber viel zu viel Respekt vor dem Auto der alten Dame. Ich traute mich einfach nicht. Und bald darauf erfuhr ich, dass Frau K. gestorben war. Seitdem verstehe ich den Volksmund, wenn er behauptet, dass es für verlorene Gelegenheiten kein Fundbüro gibt. CST

Borgward Isabella de Luxe Cabriolet: Besuch der alten Dame

Fotos: Archiv Christian Steiger