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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 29

Borgward Isabella-Einzelstück von Walter Schätzle

Das zweite Gesicht

Wir müssen schon sehr genau hinsehen, um es zu erkennen: Das ist kein Fiat 1500 und kein missglückter Entwurf von Designer Pietro Frua, auch nicht der Versuch eines DDR-Mittelklassewagens auf Weltniveau. Und es ist nicht der kleine Rhombus im Kühlergrill, der die Isabella-Limousine verrät, sondern ihre unverändert gebliebene Dachlinie.

Das zweite Gesicht geht zurück auf einen Autohändler aus Oberhöchstadt, einem Dorf in Hessen, Einzelkaufmann wie Carl F. W. Borgward und kaum weniger zielstrebig als der. Walter Schätzle lässt in den 60er-Jahren nicht nur seine Vision einer modernisierten Isabella wahr werden, er baut auch neue Borgward aus übrig gebliebenen Teilen, rund 140 Stück in den Jahren 1963 bis 1967.

Walter Schätze ist heute 84, das Kapitel Borgward hat er abgeschlossen, doch die Fotos von damals gibt es noch. Der Isabella-Prototyp ist 1963 oder 1964 in seiner Werkstatt entstanden. Damals verkauft Schätzle auch Fiat, daher wohl der Griff zu den Doppelscheinwerfern des Mittelklassemodells 1500 und der Seitenblick auf dessen modische Trapezform. Dass es Käufer für ein solches Auto gibt, weiß Schätzle genau, denn sie kommen nach Borgwards Ende noch immer zu ihm: Seit 1955 hat er ihnen Neuwagen geliefert, nach dem Aus in Bremen fertigt er Ersatzteile und saniert verlebte Isabellen. Und weil die Teile für komplette Autos reichen, baut er für gute Kunden auch die. Der Preis von 9300 D-Mark ist kein Hindernis, die Nachfrage größer als das Angebot.

Doch die einzige Isabella mit Vier-Augen-Gesicht bleibt ein Einzelstück. Eines, das noch dazu ein Heck im Stil des P 100 trägt, aber davon gibt es kein Bild. Auch das spätere Schicksal des Autos ist ungeklärt. Warum Schätzle es nicht in kleiner Serie baute? „Man muss wissen, wo seine Grenzen liegen“, sagte der alte Herr im Gespräch mit dem Journalisten Frederik Scherer, der ihn für das Fachmagazin Auto Bild Klassik interviewte (Heft 10/12). Doch Autos wird Schätzle später noch einmal bauen: Sein AWS Shopper mit Goggomobil-Technik macht 1973/74 fast 2000 Besitzer des alten Führerscheins IV froh. Die kastige Form lässt keine Fragen offen, denn sie ist frei von jedem Design – wahrscheinlich zum letzten Mal in der deutschen Automobilgeschichte. CST

Fotos: Archiv Walter Schätzle

 

...und dazu jetzt auch ein schöner Rücken

Am 12. Mai 2013 erreichte die Borgward-Presseabteilung folgende E-Mail:

„Sehr geehrte Herren,

der Hinweis auf Ihrer Webseite zur Schätzle Isabella kann ergänzt werden. Das Bild vom Heck habe ich und es ist auch in meinem Buch Styling-automobiles Design 1979 Motorbuchverlag abgebildet.

Ich hatte 1965 Schätzle kennengelernt, die Front der isabella war schon fertig, ich habe ihm dringend abgeraten, weiter am Auto mit Fiat-Teilen zu spielen und entwarf ihm das Heck mit Bauteilen des großen Borgward. Sein ,Dankeschön’ nach Jahren, als ich ihn wieder besuchte und das fertige Werk am Heck sah: zwei s/w-Pressefotos.

Beste Grüße

Hans-Ulrich von Mende

Unter www.architekt-vonmende.de mehr zum Thema Auto“

Vielen Dank, Herr von Mende. Das ist natürlich ein toller Hinweis aus erster Hand!

Borgward Isabella-Einzelstück von Walter Schätzle

Borgward Isabella-Einzelstück von Walter Schätzle