„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 28

Der Chef und sein Sohn

Es ist ein piekfeiner Schauraum, dessen Eröffnung da 1952, vor 60 Jahren, gefeiert wird. Borgwards Niederlassung in Hannover gehört zu den ersten, die nach dem Krieg einen repräsentativen Neubau hochziehen und sich nicht scheuen, einen Lloyd 300 (wenn auch als Coupé) neben die hochpreisigen Borgward-Produkte zu stellen. Tatsächlich vertritt die Werksniederlassung in Hannover, Hildesheimer Straße 216, alle drei Bremer Konzernmarken, was bis zum Ende der Borgward-Gruppe eine Seltenheit bleiben wird. Womöglich hängt das aber auch mit den beiden Gesellschaftern des Hauses in Hannover zusammen: Neben Carl F. W. Borgward zeichnet hier sein ältester Sohn Kurt (1913-2008), der zusammen mit seiner Ehefrau Mia die Geschäfte führt.

Sein Verhältnis zum Vater ist zeitlebens schwierig. „Ich habe ihn nicht geliebt, aber bewundert!“, wird Kurt als alter Herr in einem Interview sagen. Eine leitende Position im väterlichen Unternehmen ist nicht für ihn vorgesehen; im Grunde ist er auch kein Auto-Enthusiast. So kommt es, dass der edle Schauraum in Hannover wenig hilft: Die Niederlassung liefert nie herausragende Verkaufszahlen, wie sich Mitarbeiter aus Borgwards Führungskreis noch Jahrzehnte später erinnern.

Im Jahr 1962 wird Carl F. W. Borgward hier seinen letzten privaten Neuwagen bestellen: Es ist kein Borgward, sondern ein Opel Kapitän mit Hydramatic. Borgwards Sohn bleibt noch zehn Jahre lang Opel-Händler in Hannover, bis er das Geschäft 1972 auflöst und mit seiner Frau an den Tegernsee zieht.

Viele Jahre später, in einem Interview im Frühjahr 2001, scheint er mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben. So scheint es zumindest. Doch er sagt immer noch „unsere Wagen“, wenn er von den Autos spricht, die sein Vater baute.

In der Hildesheimer Straße 216 ist heute eine große McDonalds-Filiale ansässig. Der Hamburger Royal TS hat in Hannover die Isabella TS abgelöst. CST

Fotos: Archiv Christian Steiger

Nachtrag

Am 14. Juni 2014 erreichte die Borgward-Presseabteilung eine Mail von Hartmut Hermann aus Laatzen. Er schreibt: „Die Hannoversche Allgemeine Zeitung hat kürzlich im Rahmen der Reihe ,Damals in Hannover‘ unter anderem ein schönes Luftbild der Filiale veröffentlicht. Hier der Link zum Bild. Es ist das Bild Nr. 35/520. Da sich die Anzahl der Gesamtbilder erhöhen kann, bitte bei Interesse einfach weiterklicken. Das Objekt ist nicht zu übersehen.“

Vielen Dank für diesen Hinweis. Das Bild ist wirklich klasse!