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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 27

Goliath GP 700 als Einschlafhilfe

Der Schlaf-gut-Goliath

Als ich noch klein war, das heißt, nicht wie auf dem Bild, denn da bin ich natürlich schon groß, also als ich noch klein war, Windeln trug und mittags ein Schläfchen zu machen hatte, wie das im Kleinkind-Universum so Vorschrift ist, da war ich ein bisschen, äh, schwierig. Ich wollte einfach nicht schlafen. Meine Mutter schaukelte mich in der blau bezogenen Eisenwiege, sie trug mich herum, hielt mich im Arm, nichts half. Bis meine Eltern mal mit mir im Goliath irgendwohin fuhren. Zack, war ich eingeschlafen. Das bleib erst unbeachtet, aber beim ungefähr dritten Mal erkannten sie System dahinter. Der Kleine schläft sofort im Auto ein! Fortan fuhr ich mittags immer Goli.

Das war kein Problem, denn mein Vater war bereits 1950 Landarzt westlich von Kassel geworden. „Hessisch Sibirien“ nannte er es, der das echte Sibirien allzugut von unschönen Abenteuern etwa acht Jahre zuvor kannte. Aber dort im nordhessischen Bergland gibt es eine mikroklimatische Kältezone. Bei uns war es immer eisiger als überall sonst. Jedenfalls musste mein Vater sowieso immer von Dorf zu Dorf zu den Kranken fahren, dazu hatte er den Goliath GP 700, und ich lag nachmittags fortan hinten drin und ratzte wie Bubu das Murmeltier. Wenn ich genau lausche, obwohl das Ganze ja schon ein bisschen her ist, ich höre noch immer das melodische Heulen des Zweitakters tief drin in meinem Unterbewusstsein.

Aber das mit dem Schlaf wirft Fragen auf. Heute bin ich schließlich Autojournalist. Ist es eigentlich ein positives Zeichen, dass ich, sobald ich in ein Auto gesteckt wurde, weggeschnorchelt bin, beweist es mein Urvertrauen zu dieser brummenden und manchmal auch gefährlichen Maschine? Oder hab ich meinen Beruf total verfehlt, weil mich im Auto Müdigkeit befällt? Jedenfalls erklärt es vielleicht mein notorisches Gähnen bei zahlreichen der heutigen Autos. Das ist ja auch schon was.

Das Bild zeigt mich mit circa drei Jahren offenbar als Freund des Autos, denn wer sich auf einem Kotflügel so herzhaft freuen kann, der findet Autos von Herzen toll. B.S.
   

Foto: Bernhard Schmidt