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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 26

Schauraum des Hamburger Goliath-Händlers Urbanek mit VW im Vordergrund

Das Orakel vom Gänsemarkt

Ja, es klingt seltsam, doch es stimmt: Die Vorhersehung parkt 1955 gleich vor der Tür des Schauraums am Hamburger Gänsemarkt. Ein Volkswagen macht den Rücken rund und zeigt, wie schwer es „die neuen Modelle 1956“, die sanft modellgepflegten Goliath 700 und 900, im Straßenalltag gegen den Stückzahl-Millionär aus Wolfsburg haben.

Aber immerhin warten sie in bester, alsternaher Innenstadt-Lage auf Käufer, drücken ihr Diagonalreifen-Profil in Perserteppiche und lassen sich von Neon-Kronleuchtern bestrahlen – ein vornehmes Ambiente für Autos der unteren Mittelklasse. Und tatsächlich: Dem Automobilvertrieb des Ingenieurs Richard Urbanek geht es in diesen Tagen besser, als es der Goliath-Marktanteil vermuten lässt. Das Unternehmen hat 80 Angestellte, darunter sieben Neuwagen-Verkäufer, und bezieht 1957 ein hochmodernes Werkstattgebäude im Stadtteil Wandsbek. Es ist ein halbrunder Bau mit voll verglastem Chefzimmer, das Panorama-Blick in die Werkstatt ermöglicht, mit großer Tiefgarage und einer Kundendienst-Annahme, die mehr nach vornehmem Reisebüro aussieht.

Die Marke Goliath ist in Hamburg beliebter als anderswo, doch alleine deckt sie solche Investitionen nicht: Daneben vertritt Urbanek auch Dodge und Glas sowie die britischen Hersteller Triumph und Standard. Später kommt Renault dazu, zuletzt auch VW, doch da stehen am Gänsemarkt längst keine neuen Goliath mehr im Schaufenster. Die Prophezeiung auf dem Schwarzweiß-Bild oben von 1955 hat sich also erfüllt, wenn auch nur für kurze Zeit: Mitte der 60er-Jahre zieht sich Urbanek aus dem Neuwagengeschäft zurück und konzentriert sich auf seine Vertretung der Zahnradfabrik Friedrichshafen. Als ZF-Händler besteht das Hamburger Unternehmen bis heute. CST

Richard Urbanek, Ing. am Hamburger Mühlendamm: Hof voller Goliath-Dreiräder

Oben: 1951 – der Hof des „Richard Urbanek, Ing.“ am Mühlendamm in Hamburg steht voller Goliath-Dreiräder, Rüstzeug des deutschen Wirtschaftswunders, das demnächst einsetzen soll.
   

Richard Urbanek, Ing.: Kundendienstannahme

Oben: 1957 – Urbanek hat es augenscheinlich geschafft. Ein neues Werkstattgebäude in der Brauhausstraße mit einer Kundendienstannahme in Form einer Rezeption fast wie im Hotel Atlantic. So sieht Wirtschaftswunder aus.
   

Richard Urbanek, Ing.: Werkstatt

Oben: Das Wort „Werkstatt“ ist eigentlich viel zu profan für das, was Urbanek in der Brauhausstraße realisiert hat: Licht, Luft, Überblick. Der halbrunde Grundriss erinnert an den berühmten Rundbau des Goliath-Werks in Bremen am Hastedter Osterdeich, Ecke Malerstraße. Zufall?
   

Richard Urbanek, Ing.: Werkstatt

Oben: Im Hof des Urbanek’schen Werkstattgebäudes in der Brauhausstraße sehen wir nicht nur Fahrzeuge der Borgward-Gruppe (Goliath, Lloyd), sondern auch ein Goggomobil der Marke Glas, das man erstaunlicherweise bis 1969 als Neufahrzeug kaufen konnte.
   

Fotos: Archiv ZF-Dienst Urbanek, Hamburg-Wandsbek