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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 23

Goliath Express-Busse im Dienste von Sunil 1956

Goliath – im Dienste der Hausfrau

Auf dem Foto von 1956 sieht es aus, als hätte das kleine Goliath-Werk ausnahmsweise das große Los gezogen: Nicht die mächtigen Konkurrenten VW, Ford oder Tempo begleiten die Markteinführung des Waschmittels Sunil, sondern der Express mit zweitaktendem 900-ccm-Einspritzmotor, ein Außenseiter der Transporterbranche. Dass die Wahl des Wagens passt, wissen später nur noch Insider, denn nicht nur der Express ist damals ein ungewöhnliches Produkt, sondern auch das Waschmittel der Hamburger Sunlicht AG. Sunil basiert nicht auf Seife, es ist eines der ersten synthetischen Waschmittel, eine Errungenschaft der Chemie, die deutsche Hausfrauen von einer ihrer lästigsten Aufgaben befreit. Mussten sie zuvor in drei Arbeitsschritten waschen, dabei mit Bleichsoda wie Henko und Spülmittel wie Sil hantieren, ist die Wäsche nun in nur einem Durchgang weiß.

Doch nicht alle Kundinnen wollen das. Viele fürchten, von ihren Familien für faul gehalten zu werden. Und deshalb ist Sunil kein Selbstläufer, Sunlicht drückt es 1955/56 mit Millionenaufwand in den Markt. So kommt der Express ins Spiel: Borgwards moderner Transporter hilft, die Probepäckchen und Kinder-Werbefahnen in alle Teile der Republik zu bringen. Ob es nun 240 der Goliath-Transporter sind oder über 400, es verliert sich im Dunkel der Jahre. Fest steht aber, dass Goliath die Transporter nicht an Sunlicht verkauft, sondern über den Bremer Händler Rammelmann vermietet und nach dem Einsatz zurücknimmt. Später wird so etwas Leasing heißen, in den 50ern ist von Mietkauf die Rede, und natürlich spielt der Restwert schon eine Rolle: „Unter den Sunil-Kästen aus lackiertem Sperrholz steckten ganz normale Fensterbusse“, sagt heute Wolfgang Wischnewski, ein ehemaliger Rammelmann-Mitarbeiter.

Später fahren die Busse unter anderem für Pepsi-Cola und den Waschmittel-Konkurrenten Omo. Doch zumindest für Sunil hat sich der Einsatz gelohnt: Der Marktanteil liegt 1958 bei stolzen 40 Prozent – eine Zahl, von der das kleine Goliath-Werk auf dem Transportermarkt nur träumen kann. CST

Foto: Archiv Wolfgang und Volker Wischnewski