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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 15

Borgward-Einkaufsabteilung 1957

Gruppenbild mit Dame(n)

Ein Borgward-Foto ohne Borgward, und doch ist es ein Zeitdokument. Nicht nur wegen der Herrschaften, die hier im Jahr 1957 für den Fotografen posieren: Wir sehen Borgwards gesamte Einkaufsabteilung, lauter perfekt gekleidete Menschen. Kein Anzug, der nicht korrekt säße, kein Krawattenknoten, der Nachlässigkeit verriete, und überall Frisuren wie aus dem Modeteil der Illustrierten „Film und Frau“. Strenge Zeiten, könnte man heute meinen. Aber da widersprechen Zeitzeugen wie Marion Mannss, die heute 78-jährige Dame, die auf dem Foto ganz rechts als junges Mädchen zu sehen ist. Sie lässt auf ihren alten Arbeitgeber nichts kommen. „Borgward war einer der Ersten, der für den arbeitsfreien Sonnabend plädierte. Auch Überstunden waren nicht üblich. Und mit dem Gehalt konnte man absolut zufrieden sein.“ Noch heute ärgert sich die alte Dame darüber, ein großzügiges Angebot nicht angenommen zu haben: Wer bei Borgward beschäftigt war, konnte für 80 Mark den Auto-Führerschein auf dem Werksgelände machen.

Aber ihre lebendigsten Erinnerungen hat Marion Mannss, die für den Einkauf von Eisen, Stahl, Lacken und Farben zuständig war, an ihren charismatischen Chef. Vom „Dicken“ sprachen sie damals und meinten das nicht böse: „Die Faszination lag in seiner natürlichen, menschenbezogenen Ausstrahlung. Er war keine Vorzeige-Attrappe, sondern pflegte eine humorvolle, zugewandte Art des Umgangs – mit allen.“

Auch deshalb hat Frau Mannss einen Tag im Dezember 1955 nie vergessen. Weihnachtseinkäufe in der Bremer Innenstadt, sie war mit einer Kollegin unterwegs, als sie in einem Schmuckgeschäft plötzlich eine vertraute Stimme hinter sich hörte: „Na, ihr Mädels, auch auf der Suche? Ich bin schon verzweifelt, was schenk´ ich meiner Frau? Brillanten will sie nicht.“ Es war Carl F. W. Borgward, der die Antwort seiner jungen Mitarbeiterin nicht krumm nahm: „Vielleicht freut sich Ihre Frau der Tatsache, wenn Sie mal alle Konstruktionspläne aus dem Kopf verbannen?“

Marion Mannss verließ Borgward 1958, ihr Vorgesetzter Karl Monz (2. v. re.) blieb bis zum Ende. Er gehörte 1961/62 zu den Führungskräften, die zu BMW gingen und mit ihrem Know-how aus Bremen durchstarteten. „Borgward Macht Weiter“, hieß es deshalb in wissenden Kreisen der Automobilindustrie. Und wie: Monz (1913-2000) stieg in München zum Vorstandsmitglied auf, zuständig für Einkauf und Materialwirtschaft. CST

Borgward-Einkaufsabteilung 1957

Foto: Archiv Marion Manns